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Prolog

   

Der Isaan erstreckt sich über eine Fläche von etwa 160.000 Quadratkilometern und ist annähernd deckungsgleich mit der Khorat-Hochebene, die von den Phetchabun-Bergen im Westen in Richtung Mekong abfällt. Die Hochebene ist unterteilt in zwei Hauptebenen: der südlich gelegenen Ebene von Khorat (Nakhon Ratchasima), und der nördlichen Sakon Nakhon-Ebene, getrennt durch den Höhenzug Phu-Phan.

Im Isaan wird hauptsächlich Landwirtschaft betrieben. Neben Zuckerrohr und Maniok werden auch Früchte und Gemüse angebaut. Und natürlich gibt es hier unendlich viele Reisfelder und Wälder aus Kautschukbäumen. Wie sich grosse Teile der Landschaften im Isaan präsentieren, soll Ihnen meine Wanderung durch Felder und Wälder im Distrikt Kuchinarai, im Osten der Provinz Kalasin, näherbringen.

Hier, im Isaan, wie übrigens auch im übrigen Thailand kennt man nur drei Jahreszeiten. Es gibt den Winter, die trockene, kühle Jahreszeit von Ende November bis Februar. Dann gibt es den Sommer, die trockene und heisse Jahreszeit von März bis etwa Mitte Mai. Und als Dritte im Bunde, gibt es die Regenzeit, von Mitte Mai bis November. Nicht dass es etwa über sechs Monate nur regnen würde. Nein, jeden Tag, oder auch jede Nacht regnet es eine gewisse Zeit. Meistens sind es Gewitter mit zum Teil heftigen und ergiebigen Regengüssen. Trotzdem ist es warm. Trotz der relativ hohen Luftfeuchtigkeit, ist das Klima in der Regenzeit gut verträglich.

 

Ein Samstagmorgen in der Regenzeit

  

Es ist sieben Uhr morgens. Die Regenwolken der vergangenen Nacht haben sich verzogen und einem tiefen Blau Platz gemacht. Nur noch vereinzelt sind kleine, weisse Wolken sichtbar. Die Sonne ist bereits aufgegangen und beginnt das Wasser des letzten Regens aufzutrocknen.

Mein Rucksack ist gepackt, Kamera und genügend Wasser darin verstaut. Vor dem Haus schnüre ich die Wanderschuhe zu. Jetzt bin ich bereit, die geplante Route in Angriff zu nehmen.

Der Nordosten Thailands, der Isaan

Im Norden und Osten bildet der Mekong die natürliche Grenze zu Laos. Im Süden grenzt Kambodscha an den Isaan. Im Westen trennen Gebirgszüge den Isaan von Nord- und Zentral-Thailand.

Der Isaan

Der Isaan (auch Isan geschrieben) unterteilt sich in 20 Provinzen, wobei die südwestliche Nakhon Ratchasima  von manchen bereits zu Zentral-thailand gerechnet wird. Die Provinzen tragen die Namen der jeweiligen Hauptstädte.

Janlan, Kuchinarai

Das durchwanderte Gebiet liegt im Osten der Provinz Kalasin, etwa zwischen dem "n" von Kalasin und dem "M" vom Mukdahan auf der Karte oben. Eine Autostunde von Mukdahan, der Provinz-Hauptstadt an der Landesgrenze, direkt am Mekong- River gelegen, entfernt.

Wandern in der Regenzeit

in Thailands Nordosten, im Isaan

 

 

H. Wüthrich

Nach den ersten Reisfeldern am Dorfrand führt mich der Weg durch einen kleinen Wald. Der Weg ist kurvig und unübersichtlich. Es ist Vorsicht geboten. Die Leute fahren mit Ihren Motorrädern oft zu schnell und ihre Reaktion ist aus verschiedenen Gründen oft eingeschränkt. Sie bringen die Kinder zur Schule, was nichts anderes bedeutet, als dass vier bis fünf Personen auf diesen zweiräderigen Vehikel Platz finden. Auch werden die Gefährte als Transportmittel genutzt und so stark beladen, dass eine Hand die Ware halten muss. Der Wanderer hat den Vorteil diese Motorräder frühzeitig zu hören.

Nach durchquertem Wald führt der Weg wieder durch Reisfelder und über einen Bach. Danach steigt die Strasse leicht an. Links von der Strasse,

lung entscheide ich mich das nach rechts führende Strässchen zu nehmen. Links und rechts säumen Kautschukplantagen den Weg. Es sind grosse Flächen die mit diesen Bäumen bepflanzt sind. Dementsprechend dauert es eine Weile bis ich wieder offenes Feld erreiche. Ein Feld, auf dem kürzlich Maniok angepflanzt wurde. Es ist nun an der Zeit Erdwalle entlang der Pflanzen anzuhäufen und das bereits wieder spriessende Unkraut zu entfernen. Das Feld ist so gross, dass der Bauer es nicht schnell genug selber tun kann. Er hat Tagelöhner angeheuert um die Arbeit innert nützlicher Frist fertig zu stellen. Die Feldarbeit  ist bei den hier herrschenden Temperaturen nicht leicht. Trotz der Wärme sind die Feldarbeiter und Feldarbeiterinnen ziemlich verhüllt angezogen Damit schützen sie sich vor Mücken und anderem Ungeziefer. Auch dient die Verhüllung als Sonnenschutz. Die Taglöhner organisieren sich oft in Gruppen. Sie bieten sich an für Feldarbeiten aller Art und müssen täglich, nach Arbeitsende ausbezahlt werden.

 

In fast jedem Feld und insbesondere in den Reisfeldern gibt es Hütten um die Feldarbeit erträglicher zu machen. Arbeitet man auf dem Feld, ist meistens die ganze Familie mit. Bei der Hütte wird das Essen zubereitet und gekocht. 

Meistens auch nicht nur für die Bauernfamilie, sondern auch für die Tagelöhner. Nach dem Mittagessen ruht man sich noch ein Weilchen am Schatten aus. Oft sieht man sogar aufgeknüpfte Hängematten, in denen sich kurze Mittagspausen angenehm gestalten lassen.

 

Ich gehe weiter und vor mir liegt eine unscheinbare Talsenke. Reisfeld an Reisfeld gereit. Der Weg führt mich quer durch die Reisfelder an einen kleinen Fluss.  Ein Bauer, der offenbar zurzeit keine Feldarbeiten zu verrichten hat, steht brusttief im Wasser und versucht Fische zu fangen.  

Andere Bauern, die zur Zeit keine Feld- arbeiten zu verrichten haben, widmen sich anderen Tätigkeiten, so wie auf dem Bild rechts, dem Fischen. Es gibt so viele unterschiedliche Methoden die Fische zu fangen. Hier mit Bambusstäben, an denen eine kurze Fischerschnur mit Angel befestigt ist. Die Stäbe werden, nachdem der Köder angebracht ist, in den Bachboden gestekt. So werden Stab um Stab, mit einem Abstand von etwa 2-3 Metern in das Flussbett gesteckt. Nach einer Weile, sammelt man die Stäbe wieder

Ein paar Schritte weiter nutzt ein anderer Bauer die Zeit zwischen der Feldarbeit, um das Stauwehr zu reparieren, um das Wasser in die Reisfelder zu leiten. Er hat nur das Hemd ausgezogen um im Wasser zu arbeiten. Oft steigen sie in ganzer Montur ins Wasser um die Arbeiten zu erledigen.

Eigentlich eine Angenehme Arbeit bei diesem heissen Wetter, würde man meinen. Doch wenn man an die Schlangen, Krebse und anderen Gattungen denkt, die sich in den Reisfeldern tummeln, ist man nicht mehr so angetan von dieser erfrischenden Arbeit.

Nun, der tiefste Punkt der Senke war nach der Überquerung des Flüsschen überschritten. Der Weg steigt jetzt wieder unmerklich an. Nachdem die Reisfelder überquert sind, erreiche ich linkerhand ein Farmhaus. Kokospalmen, Mangobäume, Papaya Bäume sind auf der einen Seite des Hauses angepflanzt. Bananenbäume und Mais auf der anderen Seite.

Eigentlich trifft man überall auf essbares. Selbst in den Wäldern findet man nicht nur Pilze. Es gibt vieles andere.

Fast alle pflanzen sind für den Eigenbedarf gedacht, auch Chili und gewisse Gemüsearten. Wobei essbare Baumblätter ebenso als Gemüse gelten, wie die Samen von bestimmten Bäumen, die sich wie grosse Erbsen präsentieren. Die Leute hier kennen ihre Natur noch um einiges besser, als wir Europäer die unsrige kennen. Jedenfalls kommt es mir vor, als wäre jede zweite Pflanze für etwas gut. Als Gewürz, als Medizin als Tee oder einfach essbar.

 

Ein Stück weiter auf meiner Wanderung, erreiche ich ein Feld mit einjährigen Ölpalmen.   

Seit kurzem werden hier in der Gegend immer öfter auch Ölpalmen angepflanzt. Der Vorteil liegt darin, dass man bereits nach 3 Jahren ernten kann, im Gegensatz zu den Gummibäumen mit einer Wartezeit von sechs bis 7 Jahren. Doch brauchen die Palmen viel Wasser, was hier ausserhalb der Regenzeit zum Problem werden kann.

Ich erreiche riesige Zuckerrohrfelder auf meinem Weg. Offenbar ein gutes Geschäft für die Bauern, wenn sie einen Vertrag mit der Zuckerfabrik haben. Ein solcher Vertrag ist nötig um das Zuckerrohr überhaupt verkaufen zu können. Bald kommt wieder die Zeit wo riesige, überladene Laster die Strassen in Richtung Zuckerfabrik in Anspruch nehmen, den Verkehr erschweren. Ein unangenehmer, penetranter Duft wird die saubere Luft auf den Feldern durchsetzen.

Nach den grossen Zuckerrohrfeldern säumen wiederum Reisfelder meinen Weg. Entlang der Strasse wie auch zwischen den Feldern, auf den Dämmen, wächst Eukalyptus.  Man kann oft auch ganze Felder sehen, die zu Eukalyptuswäldern heranwachsen. Eukalyptusbäumen sind sehr schnell wachsend und bringen relativ schnell einen Profit. Nach dem ersten fällen werden mehrere Stämme dieses silbern leuchtenden Holzes nachwachsen, wenn die Stöcke (Wurzeln) nicht entfernt werden. Das Holz wird zum grössten Teil für die Papierfabrikation verwendet.

Linker Hand sticht mir ein Gebilde ins Auge, welches wie ein abgedeckter Termitenhügel aussieht. Mit dem näherkommen löst sich das Rätzel. Es ist ein aus lehmiger Erde gebauter Ofen. Ein Köhlerofen. Ist man unterwegs über die Felder und durch die Wälder, begegnet man oft diesen kleinen, aus Lehm gebauten Öfen. Auch eine Arbeit als Nebenerwerb für die Bauern, wenn es gerade keine Feldarbeiten zu verrichten gibt. Die meisten Küchen sind ja hier nicht in den Häusern. Sie sind ausserhalb und einzig überdacht. Auf vorfabrizierten Feuerstellen wird gekocht. Nicht alle Familien sind ausgerüstet um mit Gas zu kochen. Dadurch ist Holzkohle nach wie vor ein wichtiges Hilfsmittel in der Küche.

Ich befinde mich nun in einer etwas höheren Region. Für den Reisanbau nicht geeignet und zu trocken. Dort wo es für den Reisanbau zu trocken ist, wird neben Zuckerrohr auch Cassava angebaut. Wir kennen diese Pflanze als Maniok. Beinahe zu jeder Jahreszeit kann Maniok angepflanzt werden. Dadurch können fast immer alle Grössen der Pflanzen gesehen werden. Von dem frisch gesteckten Schössling bis hin zur Erntereifen Pflanze von bis zu 4 Metern Höhe.

Die Maniokfelder liegen hinter mir. Nun sind links und rechts des Weges Gummibäume angepflanzt. Von den etwa zehnjährigen Bäume wird geerntet, wie ich sehen kann.

Gummibäume sind in der Region sehr verbreitet. Sechs bis sieben Jahre nach dem Anpflanzen haben die Bäume die Grösse erreicht, um den weissen Saft, denn Kautschuk zu ernten. Dazu werden die Stämme über 180° im Umfang schräg nach unten angeschnitten (nur die Rinde). Der Baum versucht mit seinem klebrigen, milchigen Saft die Wunde zu verschliessen. Der schräge Schnitt verhindert eine schnelle Heilung. Der Kautschuk fliesst immer wieder weg und wird in einem Kunststoffbecher aufgefangen.

Maniok ist eine sehr unproblematische Pflanze. Pflanzenäste werden in etwa 30 cm lange Teile geschnitten und einfach in die Erde gesteckt. Auch bei sehr trockenem Wetter kann man nach wenigen Tagen spriessende Schösslinge sehen. Der eigentlich zu verwendende Teil der Pflanze verbirgt sich in der Erde. Es sind die Wurzelknollen. Diese Knollen sind giftig und müssen vor der Verwendung "entgiftet" werden.

Wie schon mehrmals heute führt mich das Strässchen wiederum durch eine fast unerkennbare Talsenke, wo alles Wasser hinfliesst, wenn es regnet. Also eine ideales Gebiet um Reis zu pflanzen. Reis ist das Hauptnahrungsmittel. Hier im Isaan wird für den Eigenbedarf der sogenannte Klebreis angebaut. Klebreis ist eine Reissorte, bei der durch den hohen Amylopektin-Anteil in der Stärke des Korns die Reiskörner beim Dämpfen vollständig miteinander verkleben. Dieser Reis wird nicht gekocht, sondern eben gedämpft.

Wie die Reisfelder aussehen, so sind die Bauern. Im Bild oben rechts sehen wir sehr gepflegte Felder. Sogar das Gras der Dämme ist kurz geschnitten, während das Bild unten rechts ein sehr ungepflegtes Feld voller Unkraut zeigt. Entsprechend wird der Ertrag geschmälert, wie man schon jetzt sehen kann. Eine Art Gerechtigkeit zwischen fleissigen und faulen Bauern.

Nach einigen Schlucken Wasser gehe ich weiter bis zum Fluss, der im Moment noch reichlich Wasser führt. Nach der Reisernte wird er trocken sein. Nur einzelne Pfützen werden noch eine gewisse Zeit überdauern, bevor auch diese ausgetrocknet sind.  Erst zu Beginn der Regenzeit im kommenden Jahr wird der „Wadi“ wieder zum Fluss. Der Weg zurück zum Dorf führt mich dem Flüsschen entlang.  Die Bauern bauen ihre Stege. Sie helfen ihnen die Felder ohne Umweg zu erreichen.

Die kleine Holzbrücke, die ich nehme, um auf die andere Seite des Flüsschen zu gelangen, kommt in mein Blickfeld. In 5 Minuten werde ich sie erreicht haben. Eine Brücke, über welche auch die Bauern mit ihren Einachstraktoren fahren.

Auf der anderen Seite des kleinen Flusses steigt das Strässchen wiederum fast unmerklich an. Der Dorfrand ist schon in Sicht. Ich erreiche die letzten Reisfelder und befinde mich wieder auf Dorfstrassen in Richtung meines Wohnhauses.  

 

 

Ich meine, wandern über Land ist die besten Möglichkeit, Land und Leute kennen zu lerne und zu erkunden, wo auch immer man sich gerade aufhält.

  

Auf den Dorfstrassen gehe ich zuerst in westlicher Richtung, dann nach Norden. Entlang der Häuserreihen verlasse ich das Dorf und erreiche die ersten Reisfelder. Die Strassen und Wege ausserhalb des Dorfes sind weder betoniert noch mit Asphalt belegt. Dem endsprechend sind die Wege bodenlos, überschwemmt und ausgewaschen. Sie ähneln teilweise eher einem Bachbett als einer Strasse. Trotzdem ist gerade in der Regenzeit vieles zu entdecken, was in den trockenen Zeiten meist unsichtbar bleibt.   

etwas zurückversetzt, steht ein Farmhaus. Drei, vier Hunde rennen bellend auf mich zu. Am Strassenrand ist deren Angriff eingestellt. Ihr Mut reicht offenbar nur bis dahin. In der Nähe des Hauses steht ein Rind. Es unterbricht seine Lieblingsbeschäftigung, das Fressen, und glotzt mich an. Die meisten Kühe und Rinder sind sogenannte Buckelrinder, Zebus oder zumindest Zebu verwandt.

Die Kühe werden hier fast ausschliesslich als Fleischlieferanten gehalten. Milch wird in der Region kaum getrunken.  Auch ist Milch nur in grösseren Ortschaften zu kaufen.

Gleich gegenüber, auf der rechten Seite der Strasse steht ebenfalls ein Farmhaus. Dieser Bauer hat offenbar keine Kühe, da keine zu sehen sind. Er besitzt eine stattliche Anzahl Wasserbüffel, die rund um die Farm verteilt herumliegen oder herumstehen. Faszinierende Tiere mit Ihrem beeindruckenden Kopfschmuck. Für Fremde Menschen nicht ganz ungefährlich. Man sollte Ihnen nicht zu nahe kommen, besonders nicht, wenn sie noch von ihren Jungtieren umgeben sind. Auch die Büffel werden heute fast ausschliesslich zur Fleischproduktion gehalten. Die Zeiten in denen die Tiere die Pflüge und Eggen durch die unter Wasser liegenden Reisfelder zogen, sind längst vorbei. Nur noch in Regionen, wo die Motorochsen (Einachstraktoren) nicht hinfahren können, wie zum Beispiel steilere Hänge mit Reisterrassen, pflügen sie weiterhin die Felder.

Der Weg führt mich weiter, vorerst entlang eines Waldes, danach rechtwinklig in einen anderen Weg. Ich wähle die Richtung links. Die Strasse führt mich in den Wald hinein. Hier vermochte die Sonne den Weg nicht zu trocknen. Riesige und tiefe Lachen liegen vor mir, die es zu durchqueren gilt. Mit Sprüngen, hüpfen, Riesenschritten und schleichen, entlang am Wegesrand, schaffe ich auch dieses Hindernis. Bei der nächsten Weggabe-

ein und erntet die an den Angeln hängenden Fische. Auf dem Bild rechts sehen wirwie er den Angel präpariert. Zudem sind die Fische sichtbar, welche er bereits von den Angeln genommen hat.

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