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Der Sinai

 

Als kleiner Landfleck auf unserer Erde, von nicht mehr als 61'000 mm², wird er im Westen durch den 1869 eröffneten Suezkanal begrenzt, im Norden durch das Mittelmeer, im Nordosten durch die Grenze zu Israel. Der Südsinai, der die Form eines Dreiecks hat, wird auf 960 km Länge von zwei Armen des Roten Meeres umspült. Den westlichen Arm nennt man Golf von Suez, den östlichen Golf von Aqaba. Die maximale Ost-West-Ausdehnung des Sinai beträgt etwa 200 km, wahrend die Süd-Nord-Ausdehnung um die 400 Km misst.

 

Im Sinai suchte Isis nach Osiris. Die Pharaonen fanden Gold und Kupfer. Moses sah den brennenden Busch. Beduinen umla- gerten Kreuzritterburgen.

Sinai, Kreuzpunkt dreier Weltreligionen. Sinai, Treffpunkt Afrikas und Asiens. Schon immer war der Sinai ein ganz spezieller Flecken Erde, und ist es bis in die heutige Zeit geblieben.

 

Der Sinai ist seit Jahrhunderten ein hart umkämpfter Flecken. Herrscher und Völker wechselten als Bewohner der Halbinsel. Das Land kam nie richtig zur Ruhe.

Auch im vergangenen Jahrhundert war der Sinai immer wieder Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen. Vom Israelischen Unabhängigkeitskrieg, über den Sinai-Feldzug im Zusammenhang mit der Nationalisierung des Suezkanals, bis zum 6-Tagekrieg zwischen Israel und Ägypten von

1967 und dem Oktoberkrieg (Yom-Kippur-Krieg) im Jahre1973. 1980 Rückgabe der Halbinsel Sinai an Ägypten auf der Linie El Arish – Ras Mohammed. Im April 1982 gibt Israel den Rest des Sinai an Ägypten zurück. Somit gehört, politisch gesehen, der Sinai seit 1982 wieder ganz zu Ägypten.

 

Bewohnt wird der Sinai vor allem von Beduinen (etwa 50'000), die ungefähr 20 Stämmen angehören und von nicht beduinischen Ägyptern. Nomadisierende Beduinen sind kaum noch anzutreffen. Die meisten sind sesshaft geworden und stellen ihre Kenntnis des Landes als ortskundige Führer Touristen zur Verfügung.

Nicht beduinische Ägypter zieht es nach der Suche von Arbeit in den Sinai, seit der Tourismus dort boomt. Jedoch wurde der Plan der ägyptischen Regierung, der vorsah, fünf Millionen Leute vom Niltal in den Sinai zu übersiedeln, nicht in vollem Masse umgesetzt.

 

 

Der Nordsinai

 

Der Nordrand des Sinai wird durch das Mittelmeer begrenzt. Das Gebiet des Nordsinai erstreckt sich von der Nordküste bis zur Linie Suez – Eilat. Der Norden dieses Teiles ist mit Dünen bedeckt, die vorwiegend durch Flugsand gebildet werden. Der Jahresniederschlag misst durchschnittlich 100-150 mm. Unterirdische Wasservorkommen lassen dennoch Landwirtschaft zu. Durch die Neigung der Kalksteintafel des At-Tih fliesst Grundwasser aus dem Landesinneren in die Küstenregion. Zusätzlich befinden sich noch grosse Mengen fossilem Grundwassers unter der Erde, das aus dem Pluvial stammt (einer Art Eiszeit der Subtropen), die im Pleistozän viel Niederschlag brache. Der natürliche Pflanzenwuchs des Nordsinai wird der Saharo-arabischen Vegetationszone zugerechnet. Südlich des Dünenlandes besteht der Grund des Nordsinai aus mesozoischen Faltenketten und Kalktafeln.

 

 

At-Tih

 

Die Tih-Region ist äusserst trocken (bloss bis zu 50 mm Jahresniederschlag) und Vegetationsarm. Dieser Teil des Sinai wird durch Kalk, Kalksandstein und Kreide gebildet. Grosse Vorkommen von Feuerstein ermöglichten dort steinzeitlichen Kulturen die Herstellung ihrer Werkzeuge.

 

Das sogenannte Tih-Plateau ist eine schief liegende Ebene, die sich nach Süden hin erhebt und dort in einer bis zu 700 Meter hohen Kante abfällt, welche zu Fuss fast unüberwindlich ist. Auf der Karte ist diese Kante sowie die Wadis sehr gut sichtbar. Schon in der Eiszeit floss da Wasser von dort durch die Täler nach Norden hin ab. Das Wadi Al Arisch bildet unter ihnen das beiteste und am weitesten verzweigte. Am Rande des Tih wurden schon vor Jahrtausenden Kupfer, Malachit und Türkis abgebaut. Heute wird da Mangan abgebaut.

 

 

Das Hochgebirge

 

Dieses findet man so ziemlich im Zentrum des südlichen Sinai. Der höchste Berg ist de Katharinenberg. Mit seinen 2'642 Metern ist es auch der höchste Berg Ägyptens. Einer seiner Nachbarn ist der Gebel Mûsa, (ca. 2'285 müM). Auf dem Mosesberg, wohl der berühmteste unter allen, soll Moses die Gesetzgebung (die zehn Gebote) erhalten haben.

Im Gebirge beträgt die Jahres-Niederschlagsmenge 150 – 200 mm, welcher im Winter durchaus auch in Form von Schnee besteht

 

Die Flora der Gebirgsregion ist einzigartig. Man rechnet sie der saharo-arabischen und sudanischen Zone zu. Über 400 Pflanzenspezies gibt es in dieser Region, ein Teil davon findet man ausschliesslich im Sinai. Die Wasservorkommen ermöglichen es den Bergbewohnern, Gartenbau zu betreiben.

 

Die Berge bestehen vor allem aus Granit in unterschiedlichen Rot-Schattierungen. In den Ausläufern der Berge auch aus Gneis mit schwarzem Porphyr, der die oberen Kanten der Hügel bänderförmig ziert. Dies verweisst auf die ehemalige vulkanische Tätigkeit de Region.

 

Seit 1988 steht das gesamte Gebiet rund um das Katharinenkloster und den Mosesberg unter Naturschutz. Insgesamt rund 4'300 km².

 

 

Der Südwesten

 

Vom Gebirge aus in Richtung Westen fällt das Land ab und läuft in einer breiten, sandigen Küstenebene aus. Die Gegend ist etwas weniger spektakulär als der Osten. An der Küste gibt es mehrere Schwefelquellen. Die bekannteste unter ihnen dürfte die sog. Hammam Faraun (das Bad des Pharao) sein. Direkt am Meeresufer befinden sich dort Höhlen, die mit ihrer heißen, schwefelhaltigen Luft eine Art Sauna bilden.

Schon seit jeher werden diese von Menschen genutzt, um rheumatische Beschwerden zu heilen.

Die größte Oase des Sinai, Fran, wird durch die Strasse von St. Katherine nach Abu Rudeis  halbiert. Ein Meer von Palmen zieht sich zu beiden Seiten der Strasse entlang. Jedoch trocknen sie mehr und mehr aus und beginnen abzusterben. Der Grundwasserspiegel senkte sich in den letzten Jahren drastisch.

 

Nordöstlich der Küstenstadt Abu Zenima befindet sich inmitten einer grandiosen Landschaft der altägyptische Tempel von Serabit el-Khadim.

 

Auch findet man an der Westküste weniger internationalen als vielmehr einheimischer Tourismus. Im Golf von Suez wird ein beträchtlicher Teil des ägyptischen Erdöls gefördert.

 

 

Der Südosten

 

Im Osten fällt das Gebirge erheblich steiler ab, als das es dieses im Westen tut. Zum Teil reichen die Granitberge im Osten direkt ans Meer. Ansonsten ist der Südosten von Sandstein geprägt. Er bildet bizarre Formen, einzelne markante Berge mit engen, tiefen Schluchten. An den von der Erosion freigelegten Oberflächen sind häufig regelrechte Farbgemälde zu sehen: In allen Rot-, Orange-, Rosa-, Gelb- und Brauntönen hat die Natur feine Muster gemalt. Diese Sandsteinlandschaften mit ihrer Farbenpracht geben dem Südsinai seinen eigenen unverwechselbaren  Reiz.

Die Pflanzenwelt ist von Akazienbäumen, Ginster und Kapernbüschen geprägt. In vereinzelten kleinen Oasen wachsen Palmen und eine Vielzahl anderer Bäume.

 

Die Küstenstädte Nuweba, Dahab und Sharm El-Sheikh sind stark vom Tourismus geprägt, sind sie doch aus diesem Grunde auch entstanden. Noch bis in die 50er Jahre gab es an diesen Orten kaum Häuser. Mit der Entdeckung der Korallenriffe de Ostküste, die zu den schönsten auf der Erde zählen, begann der bis heute anhaltende Bauboom in den Städten, wie auch an den Stränden zwischen ihnen. Es heißt, die gesamte Ostküste sei - bis auf die Regionen der Naturparks – bereits an Investoren verkauft, um dort Hotelanlagen zu errichten.

Es ist zu hoffen, dass der boomende Tourismus in Grenzen und sanft gehalten werden kann, um die einmalige Vielfalt und Schönheit des Sinai erhalten zu können.

 

 

 

 Hans Wüthrich

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